Deutschland entwickelt sich zum zweitgrößten Markt für illegalen Tabak in der EU

25 Nov 2021

  • Der Konsum gefälschter Zigaretten in der EU hat sich im Jahr 2020 gegenüber 2019 beinahe verdoppelt.
  • Illegale Zigaretten machen inzwischen 7,8 Prozent des Gesamtmarktes in der EU aus.
  • Deutschland wird hinter Frankreich zum zweitgrößten Markt für illegalen Tabak innerhalb der EU.

Laut einer Studie von KPMG stieg der Anteil des illegalen Zigarettenkonsums am Gesamtmarkt im Jahr 2020 in der EU stark an und beträgt inzwischen knapp 8 Prozent. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen von Grenzschließungen stieg der Verbrauch illegaler Zigaretten (Fälschungen, Schmuggelware und Illicit Whites) im vergangenen Jahr auf schätzungsweise über 34 Milliarden Stück. Der Anteil der Fälschungen hat sich dabei sogar fast verdoppelt, obwohl der Zigarettenkonsum insgesamt zurückgegangen ist.

Auch wenn das Problem illegaler Tabakprodukte fast alle Mitglieder der Europäischen Union betrifft, wurde Deutschland als Markt für illegale Zigaretten in der Vergangenheit manchmal übersehen. Nach den neuesten Zahlen, die im Jahr 2020 einen Anstieg des illegalen Konsums um 200 Millionen Stück zeigen, ist Deutschland nun der zweitgrößte Markt für illegale Zigaretten unter den 27 EU-Mitgliedstaaten.

Markus Schütz, Head of Illicit Trade Prevention bei Philip Morris Deutschland und somit verantwortlich für die Bekämpfung des illegalen Handels mit Tabakprodukten, sagt dazu: „Die Zahlen, die wir in Deutschland sehen, geben uns großen Anlass zur Sorge. Wir dürfen nicht vergessen, dass jedes einzelne gefälschte Tabakprodukt schwerwiegende Risiken birgt. Während die legale Herstellung von Tabakerzeugnissen strengen Regeln und Kontrollen unterliegt, ist die Zusammensetzung illegal hergestellter Tabakprodukte völlig unkontrolliert."

Neben den erhöhten gesundheitlichen Risiken, die gefälschte Tabakprodukte mit sich bringen, haben illegale Tabakprodukte auch erhebliche Auswirkungen auf die innere Sicherheit. Gerade die organisierte Kriminalität nutzt den Handel mit illegalen Tabakwaren als „low risk – high profit“-Betätigungsfeld. Die Profite aus dem illegalen Handel werden dann wiederum zur Finanzierung noch schwerwiegenderer Straftaten wie Schleuserkriminalität, Terrorismus und Waffen-, Drogen- und Menschenhandel genutzt.

Der Kampf gegen illegale Tabakprodukte wird dabei vor allem von den Strafverfolgungsbehörden und insbesondere dem Zoll geführt. In den vergangenen Monaten gelang es den deutschen Zollbehörden immer wieder, große Mengen an illegalem Tabak zu beschlagnahmen. Im September entdeckten beispielsweise die Fahnder des Zollfahndungsamtes Frankfurt am Main zwölf Millionen unversteuerte Zigaretten. Doch der illegale Handel mit Tabak beschränkt sich nicht nur auf Zigaretten. Im Oktober durchsuchten Beamte des Zollfahndungsamtes Essen zwei Fabrikhallen in Neuss und beschlagnahmten dort über fünf Tonnen illegalen Shisha-Tabak, über vier Tonnen Rohtabak, über 160 Kilogramm Rauchtabak sowie Verpackungen und Herstellungsequipment. Diese Beschlagnahmungen verdeutlichen das Ausmaß der Herausforderung, vor der alle Länder bei der Bekämpfung des illegalen Handels mit Tabakerzeugnisse stehen. Dabei fällt auf, dass sich die illegalen Produktionsstätten in den letzten Jahren kontinuierlich nach Westen verlagert haben, wobei in Deutschland gelegene Anlagen vor allem den westeuropäischen Markt beliefern.

Doch auch mit dieser Entwicklung ist Polen nach wie vor einer der wichtigsten Herkunftsmärkte für illegale Tabakerzeugnisse in Europa. Auch dort führen die Strafverfolgungsbehörden den Kampf gegen den Handel mit illegalen Tabakprodukten mit ganzer Kraft und können immer wieder spektakuläre Erfolge vorweisen. Allein in den letzten Monaten wurden bei Razzien in verschiedenen illegalen Zigarettenfabriken im ganzen Land nicht nur mehrere Tonnen illegaler Tabakprodukte und Zubehör für die Herstellung illegaler Zigaretten beschlagnahmt, sondern auch illegaler Alkohol gefunden und mehrere Verdächtige festgenommen.

Neben der Produktion von Fälschungen spielt jedoch auch der Schmuggel von Tabakprodukten eine Schlüsselrolle im illegalen Tabakhandel. Dabei ist es üblich, dass illegale Händler so genannte „Deckladungen" verwenden, um die transportierte gefälschte Ware zu verschleiern. Im Oktober entdeckten Zollbeamte beispielsweise bei der Kontrolle eines bulgarischen Kleintransporters auf der Autobahn 8 bei Ulm-Dornstadt 201.000 unversteuerte Zigaretten, die hinter Bonbonschachteln und unter Keksverpackungen versteckt waren. Der Steuerschaden beläuft sich auf rund 35.000 Euro. Bei einer weiteren Beschlagnahmung von 600.000 Zigarettenschachteln nahe der weißrussischen Grenze waren Holzbretter die Deckladung.

Die durchaus aufsehenerregenden Erfolge der Strafverfolgungsbehörden in Deutschland und Polen dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass von einer erfolgreichen Reduzierung des illegalen Handels keine Rede sein kann. Im Gegenteil, die Folgen der Pandemie haben das Problem in letzter Zeit sogar noch verschärft, wie die Zahlen der KPMG-Studie und anderer Untersuchungen gezeigt haben. Um den illegalen Handel in Zukunft erfolgreicher zu bekämpfen, müssen alle Beteiligten ihre Anstrengungen verstärken und noch enger zusammenarbeiten. Als erstes muss erreicht werden, dass die Strafverfolgungsbehörden, die im Kampf gegen den illegalen Handel an vorderster Front stehen, die nötige Unterstützung erhalten, die sie für ihre wichtige Arbeit benötigen - finanziell, personell, juristisch, aber auch politisch. Auch der Wirtschaft kommt eine wichtige Rolle zu und sie muss sich ebenso wie der öffentliche Bereich proaktiv und kooperativ im Kampf gegen den illegalen Tabakhandel einbringen. Nur durch eine solche gemeinsame Anstrengung wird es gelingen, den illegalen Handel erfolgreich zu bekämpfen.

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